Samstag, 19. Mai 2018

Symphony of the Rings


Ich weiß noch ungefähr, wann ich beschloss, das Chinesische Ringspiel zu erlernen – es muss um 1983 gewesen sein. Warum? Weil ich es selber öfters in Zauberprogrammen erlebt hatte und es mich begeisterte.

Ein erfahrener Kollege riet mir dringend davon ab, die „ausgeleierten Ringe“ einzustudieren – das mache doch jeder. Ich sollte mir lieber etwas Neues einfallen lassen.

Doch irgendwie kam ich nicht davon los. Da ich damals noch zur Miete wohnte, übte ich es stets stehend vor dem Bett, damit die immer wieder herunterfallenden Ringe die Nachbarn nicht störten.

Als Routine studierte ich Dai Vernons „Symphony of the Rings“ ein – mehr zufällig hatte ich auf der Suche nach Anleitungen bei einem Zauberhändler das bebilderte Manuskript erhalten. Welchen Hochkaräter ich damit in Händen hielt, wurde mir erst viel später klar.

Obwohl das Handling alles andere als einfach ist, hatte ich den Ablauf erstaunlich schnell intus. Ich habe das immer wieder erlebt (z.B. auch beim Kubusspiel): Effekte, die einem liegen, erlernt man sehr schnell – es ist fast so, als hätte man sie schon immer gekonnt.

Natürlich ist es damit nicht getan: Bis es leicht aussieht, die Finger sich nicht mehr verkrampfen, die Bewegungen rund werden und im Rhythmus der Musik fließen, muss man immer dranbleiben – und, wie ich aus einigen Pannen bei Auftritten weiß – man kann Erlerntes auch wieder verlieren. So ist das Ringspiel stets eine der Routinen, die ich vor jedem Auftritt noch einige Male durchspiele. Fertig ist man nie.

Ich kann nur sagen: Die Ringe machen viel Arbeit – aber jede einzelne Stunde hat sich gelohnt! Schon bei den ersten Vorführungen (von denen es Gott sei Dank keine Bilddokumente gibt) erlebte ich, wie toll die Effektfolge beim Publikum ankommt. Schnell wurde sie zum Schlusskunststück bei meinen Auftritten – und wenn ich danach von Zuschauern auf eine Nummer angesprochen wurde, so war es meist diese. Und bei Reengagements hieß es häufig: „Aber Sie machen doch die Ringe wieder?“

Mehr als 700 Mal (in über 32 Jahren) waren sie bisher im Programm – und dabei wird es bleiben, solange es altersbedingt meine Konzentration noch hergibt.

Obwohl ich das Ringspiel eine kurze Zeit als Sprechnummer vorführte (es ging um das Thema Ehe), meine ich doch, man sollte es zu einer verträumten, lyrischen Musik zeigen. Anfangs war das Benny Goodmans „Memories of you“:



Lange Zeit verwendete ich dann das Thema „Memory“ aus dem Musical „Cats“.  Seit mehr als zehn Jahren hat die Musik wegen meiner Tango-Affinität gewechselt: Die Ringe gibt es derzeit zu einem meiner Lieblingstangos: „Los Mareados“, gespielt vom „Trio Hugo Diaz“ (CD „El Motivo“).

Da ich das Glück habe, nun öfters zur Livemusik des „Duo Tango Varieté“ zaubern zu dürfen, wechseln die Titel je nach Musikprogramm. Wahlweise ist es dann
„Amazing Grace“, Piazzollas „Oblivion“ oder der Harold Arlen-Hit „Over the Rainbow“.

Neulich ist ein Video aus dem Jahr 2014 aufgetaucht, in dem ich das Ringspiel zu letzterer Musik vorführe. Da mir die Nummer einigermaßen gelungen erscheint, möchte ich sie hier veröffentlichen. Das Schöne an Live-Begleitung ist: Die Musikerinnen passen sich meiner Vorführung an, so dass wir meistens gleichzeitig zum Schluss kommen:



Die Ringe verkörpern 3000 Jahre Zauberkunst. So viel zum Thema Neuheiten"...

Der großartige Theoretiker unseres Fachs, „Professor“ Dai Vernon soll einmal gesagt haben: „Stell dir vor, da unten in der Straße gibt es ein Musikgeschäft, wo du eine Geige kaufen kannst – und nicht weit entfernt einen Zauberhändler, wo ein Satz Ringe erhältlich ist. And then you have to learn how to play.

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